Die Heilerklinik im Chiemgau – TZ München
München – Ein altes Herrenhaus im Chiemgau, mächtige Buchen, ein offenes, schmiedeeisernes Tor. Früher war es das Anwesen einer Brauerei, heute residiert dort Deutschlands erste Klinik für Geistheilung.
Mit elf Behandlungszimmern und rund 20 Mitarbeitern. Städter aus München, aber auch Menschen aus der Umgebung kommen hierher, mit Leiden von chronischen Schmerzen bis Krebs. So mancher Einheimische bittet allerdings: „Aber meine Nachbarn dürfen fei net wissen, dass ich hier bin.“
Auch eine 70-jährige Bäuerin aus Mühldorf möchte nicht, dass ihr Name in der Zeitung steht. Sie will nicht als „gspinnert“ oder esoterisch gelten. Dennoch suchte sie in ihrer Verzweiflung die Hilfe der Heiler. Sie litt unter Hautkrebs, der trotz Operation zurückkehrte, war zudem seit Jahren auf Krücken angewiesen.
Jetzt kann sie wieder ohne Gehhilfen laufen „und der Krebs, sagt mein Arzt, ist weg“, berichtet sie der tz. Die Erlebnisse der Bäuerin gehören zu den „vielen kleinen und großen Erfolgsgeschichten unseres Hauses“, die Annette Müller gerne schildert. Sie ist Initiatorin und Leiterin der Einrichtung. „Heilen durch Handauflegen oder Energieübertragung ohne Berührung“ wird im Klinik-Porträt versprochen, nebst ganzheitlicher Akutbetreuung und Rehabilitation. San Esprit heißt das Zentrum. Das ist ein Mix aus verschiedenen Sprachen, der so viel wie „Gesundheit durch die Kraft des Geistes“ bedeuten soll. Später wird Annette Müller von der „Gnade Gottes“ sprechen, die jede Heilung erst möglich macht.
Was aber passiert tatsächlich in den Behandlungszimmern, in Räumen mit Liegen, Stuckdecke und Teppichen, die statt Krankenhaus-Flair Wohnzimmer-Atmosphäre ausstrahlen? Barka H. (57), Patientin aus München, berichtet: „Erst habe ich nur ein Kribbeln gespürt.“ Frau Müller habe ihren Körper „entstört und entstrahlt“, dann ihre Hand an ganz bestimmten Stellen an Nacken, Kopf und Schultern aufgelegt. „Nach der ersten Sitzung hatte ich zum ersten Mal seit Jahren keine Schmerzen mehr. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl.“ Bei der zweiten bemerkte sie sogar, „wie’s die Organe im Körper verschiebt“. Zum Hintergrund: Barka H. hatte nach einer Tumor-Operation zwei versteifte Brustwirbel, litt unerträgliche Qualen, konnte nicht mehr richtig schlafen und überstand die Tage nur mit bis zu sechs starken Schmerztabletten.
Fakt ist: Handauflegen ist in vielen Kulturen Teil uralter Heilrituale. Klinik-Leiterin Müller hat das Geistheilen bei verschiedenen Experten auf mehreren Kontinenten gelernt. Nach einem Autounfall, nach dem sie an Lähmungserscheinungen litt. So fand sie auch selbst erst den Weg zu alternativen Heilmethoden.
Doch könnte alles nur Einbildung sein? Oder wirken wirklich übernatürliche „Energien“, die zwischen Heiler und Patient fließen? Kenner und Kritiker der Branche wie der Soziologe und Psychologe Dr. Harald Wiesendanger schütteln über solche Theorien nur den Kopf. Sie verweisen darauf, dass es derzeit noch keine wissenschaftliche Erklärung für das Phänomen Geistheilung gibt, und sagen pragmatisch: „Wer heilt, hat Recht.“
In der Klinik im idyllischen Frabertsham ist viel von „Transparenz“ die Rede. Man arbeitet mit Schulmedizinern und Therapeuten zusammen, gibt keine Heilungsversprechen ab, heißt Begleitpersonen der Patienten Willkommen, heilt auch vor deren Augen und nach fixen Preisen. So kostet die erste Sitzung für Erwachsene 150 Euro, folgende Sitzungen 80 Euro. Zudem stellt die Klinik-Chefin klar: „Wenn wir helfen können, werden Sie es sofort merken und nicht erst nach zehn Sitzungen.“
Die Bäuerin aus Mühldorf sagt dazu nur: „Es ist mir egal, wie sie es machen. Aber es hilft.“ Und Barka H., die Münchnerin? Sie ist weiterhin in Behandlung, bei Ärzten und Heilern. Sie ist viel selbstbewusster geworden, führt einen kleinen Hausmeister-Service und spricht trotz mehr als 20 Jahren Krankengeschichte davon, „wie viel Glück ich im Leben hatte“.
Beim Anruf der tz hat die 57-Jährige allerdings Schmerzen. Nach drei Stunden Laubzusammenräumen. „Aber wer, bitt’schön, hätte das nicht?“
Claudia Detsch
Wunderheiler oder Scharlatan – Was Hilfesuchende wissen müssen
Die Mehrheit der Heiler kann nichts oder nur wenig – davon ist Deutschlands bekanntester Geistheil-Experte, der Soziologe und Psychologe Dr. Harald Wiesendanger, überzeugt. Dennoch gibt es auch Könner, die sogar unter Laborbedingungen erstaunliche Erfolge, geradezu Wunder vollbringen. Sieben goldene Regeln für Kranke, Verzweifelte und Hilfesuchende:
1. Es gibt keine Erfolgsgarantie.
Gerade gute Heiler hüten sich vor Heilungsversprechen. Wenn die Behandlung keinen Erfolg hat, bitten sie oft gar nicht um ein Honorar.
2. Schrauben Sie überzogene Erwartungen zurück!
Geistheiler sind keine Zauberer. Bei einem weit fortgeschrittenen Leiden ist oft keine vollständige Genesung mehr möglich, „aber meist eine deutliche Linderung“, sagt Experte Wiesendanger.
3. Lassen Sie sich nicht von Titeln blenden!
Kranke sollten sich vor dem Gang zum Heiler gründlich informieren. Beratung bietet u.a. die „Internationale Vermittlungsstelle für herausragende Heiler“ (Infos unter www.stiftung-auswege.de/ Mail ivh@psi-infos.de) Denn „Gütesiegel“, Titel oder plakative Wundergeschichten – das alles zählt wenig, da es kein wissenschaftlich gesichertes Prüfverfahren für Geistheiler gibt. Dr. Wiesendanger rät auch: „Brechen Sie die Behandlung ab, wenn sie nicht nach spätestens fünf Sitzungen zu einer Linderung der Beschwerden geführt hat!“
4. Achten Sie auf Anzeichen, die einen Scharlatan verraten!
Gute Heiler arbeiten mit Schulmedizinern zusammen – und nicht gegen sie. Also Vorsicht vor Scharlatanen, die vor Ärzten warnen oder gar mit einer Verschlimmerung der Leiden drohen, wenn man ihnen nicht „gehorcht“.
5. Entdecken Sie Ihre Selbstheilungs-Kräfte!
Geistiges Heilen ist keine übernatürliche Strahlentherapie, die man passiv über sich ergehen lässt. Fähige Heiler regen mit psychologischen und derzeit noch rätselhaften physikalischen Mitteln die Selbstheilungskräfte der Kranken an. Sprich: Der Patient muss auch bereit sein, seine Lebensprobleme anzugehen und sich zu ändern, um gesund werden zu können.
6. Vorsicht bei „Fernbehandlungen“!
Dr. Wiesendanger nennt Fernheilung „immer nur die zweitbeste Lösung“. Hier gibt es nur wenige Könner – und leider viele Scharlatane.
7. Fahnden Sie nicht nach „Spezialisten“ und zahlen Sie nicht jeden Preis!
Experten sagen: „Gute Heiler können bei allen Leiden etwas bewegen.“ Übrigens: Geistheilung sollte auch nicht sündteuer sein. Laut Heiler-Verband liegt ein angemessenes Honorar für eine einstündige Sitzung bei rund 80 Euro. Ein Viertel aller Heiler arbeitet indes noch auf Spendenbasis. Und so mancher einfache Heiler erzielt dennoch erstaunliche Erfolge …
http://www.tz.de/muenchen/stadt/geistheilung-heilerklinik-chiemgau-tz-539170.html
Mehr Informationen über amazinGRACE und die internationale Heiler- und Heilpraktiker Schule finden Sie hier
- „Das hat Indien mit mir gemacht“ Teil 5 - 25. Juli 2020
- „Es hat meinen Verstand völlig überfordert“ Teil 4 - 20. Juli 2020
- Heilerin auf Spezialmission Teil 3 - 13. Juli 2020
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